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RealTheater und Schauspiel
Neue Theaterphänomene
- Radikale Theaterformen - Avantgarde Theater - Eros und Kunst - Philosophie
und Kunst Das Realtheater Projekt ist ein Vorstoß
der Schauspiel-Methodik in die Realität. Ist es möglich, spielerisch als Avatar oder Alter Ego (1) zu leben? Ist es möglich sich davon zu befreien immer nur dieselbe "geschichtliche" Ich-Rolle spielen zu müssen? Kann ein Ensemble, das gemeinsam kollektive Regie führt, funktionieren? Das RealTheater benötigt keinen auswendig gelernten Text und kein statisches Drehbuch. Schauspiel ermöglicht, solange improvisierend gespielt wird, eine gemeinsame Lebenszeit in größtmöglicher Freiheit, die zum Funktionieren keine hunderte Gesetzbücher, sondern nur wenige Regeln benötigt, die intuitiv eingehalten werden können.
...der Gesellschaft zeigen, dass reales Leben auch mit anderen Spielregeln möglich ist: Regie statt Regierung! Schauspiel ist eine Blüte der menschlichen Möglichkeit und wird dort potenziell möglich, wo für die existenziellen Grundbedürfnisse gesorgt ist und Leute sich auf die Regeln dieses Spiels einigen. Im Gruppenarbeit Improvisationsteil
eines üblichen Schauspielunterrichts
(1), bei den sogenannten "Improvisationsübungen
nach Stanislawski", gelten auf der Bühne wundervollere Regeln
als im normalen Leben, die man für die Friedensforschung und Freiheitsforschung
(1)
nutzen könnte. Wenn die Neurowissenschaften die Realität als
kollektiven "Traum" bezeichnen, dann könnte man das hier
als kollektiven "Klartraum" (1)
bezeichnen. Wichtig dabei ist die "Stopp - Regel",
durch die wir jede Szene stoppen, oder verändern und verbessert wiederholen
können und die "keinem darf körperlich etwas passieren
- Regel". Auch die schlimmsten Rollen, "Schattenrollen"
und Emotionen sind erlaubt, aber jeder muss sich 100%ig darauf verlassen
können, dass z. B. ein Faustschlag 10 cm vor dem Körper stoppt
und dass ein künstlerisches Ensemble generell aufeinander aufpasst.
Diese Regeln führen zu Spieloffenheit, Angstlosigkeit, Dynamik, Gefühlsehrlichkeit
und der Annahme von inneren Impulsen und Ideen
der Mitspieler, anstatt wie meist in der Realität sich gegenseitig
im Zaum zu halten, oder dem "inneren Polizisten" zu gehorchen.
Das erweckt Lust und Energie. Schauspielschüler realisieren bei diesen
Improvisationsübungen ohne vorgegebenen Text (und oft in freier Selbstbestimmung
eigener Wünsche) ein ca. 10 bis 60 Minuten andauerndes, lebensechtes,
gemeinsames "was wäre wenn... Szenario". Die Magie des
Theaters erlaubt dabei den Sprung in ein "anderes Ich" mit allen
Sinnen und Gefühlen und in eine beliebige Gruppen-Situation bzw.
in beliebige Umstände. Die Ergebnisse sind oft faszinierend real.
Leben als gemeinsames SchauSpiel Ich möchte klar sagen, das Leben auf der
Bühne ist abenteuerlicher, intensiver, vielfältiger, freier
und schöner als das Leben außerhalb der Bühne, denn wenn
das Element der freien Improvisation (1)
klug eingebettet wird, dann ist die Bühne viel lebendiger als die
"normale" Welt. Die
einzige Grenze, die es beim Schauspiel gibt, ist die eigene Fantasie.
Die Spieler können ihre Wünsche oder Schlüsselerlebnisse
erleben, wenn die Gruppe mitspielt. Lasst uns auf die Bühne ziehen! Lasst uns auf der Bühne leben! Lasst uns die Bühne vergrößern! Lasst uns essentiell miteinander spielen! Lasst es uns ausprobieren! Unsere Zeit braucht Visionen, konkrete Utopien, mögliche Lösungen wohin die Moderne könnte, wenn sie will. Leben als Kunst & Spiel! Eine dynamische, eine freiere Realität ist möglich! Glaube ist das „Gleichgewichts-“ und Orientierungsorgan des Denkens, das etwas als wahr und echt bewertet oder erwartet, ernst nimmt, und damit zur Realität macht. Die meisten Menschen wissen nicht, dass innerhalb eines Schauspielunterrichts das Phänomen des Glaubens thematisiert und eingeübt wird, und dort deshalb bereits frei und klar benutzbar ist. Wenn wir hier die interdisziplinäre Mauer überschreiten und dies auch außerhalb eines Schauspielunterrichts anwenden, dann eröffnet sich eine Dimension des realen Erlebens, die man wie in Herrmann Hesses Buch "Der Steppenwolf" das "Magische Theater" nennen könnte. Durch die Neurowissenschaften ist dieser Prozess heute aber klar verstehbar und hat nichts mit Hokuspokus zu tun. Im Schauspielunterricht wird durch die gemeinsame Anwendung, willentlich an etwas zu glauben, das Geglaubte real, weil die Spieler die inneren Projektionen ihrer Gehirne synchronisieren. Als Kinder kannten wir
dieses Phänomen, eine Fantasierrealität intensiv zu fühlen,
fast alle. (Ein Identitätswechsel ist damit z. B. eine der leichteren
Übungen.) Außerordentliches ist möglich, wenn wir den
Glauben als „Kraftstrahl der WahrNehmung" selbstbestimmt verwenden.
Glauben, als aktives Tun und mit "heiligem Ernst" (wie es die
Theaterpädagogik beherrscht), verändert die Realität der
teilnehmenden Gruppe und lässt das wirklich werden, was geglaubt
wird. Glaube, auf diese Art verwendet, ist der "lenkbare Strahl"
zwischen „Realität“ und Erfindung, der das "Schiff
der gemeinsamen Realität" gemeinsam steuert. Wenn ein schauspielerisch
geschultes Kollektiv dieses Phänomen miteinander synchron anwendet,
dann sehen wir mit staunenden Augen, dass aus dem puren Willen heraus,
unsere Fantasien real und lebendig werden. Jeder Schauspieler kennt dieses
Phänomen, bei dem eine Szene "echt" wird. Das "Stanford-Prison-Experiment"
wurde nach einigen Tagen abgebrochen, weil die Simulation zur Realität
wurde, da kein Sicherheits-Rahmen vorhanden war. Wir aber arbeiten mit
den Regeln schauspielerischer "Avatar-Technik" und wie das in
"James Cameron’s Avatar Film – Aufbruch nach Pandora"
(1)
so schön zu sehen war, kann ein Avatar jederzeit abgeschaltet werden.
Schauspieler fallen jedoch nicht um, sondern lachen meistens, wenn sie
aus der (mit heiligem Ernst gespielten) Rolle wieder "auftauchen". Der Planet ist längst entdeckt, jedoch in unserem Gehirn gibt es noch unerforschte "Kontinente". Wir leben in unsichtbaren Käfigen, die wir uns selbst schaffen und genauso wie beim Tier im zu engen Käfig, leidet dadurch unsere Freude und Lebenslust. Die "Zensur der Verneinung" sitzt bereits in unseren eigenen Köpfen. Diese Käfige können geöffnet werden und wir könnten "losfliegen"! Da
in der schauspielerischen Praxis mit dem ganzen Farbkreis der Möglichkeiten
gearbeitet wird, kann Theater einen wichtigen Teil zur Entwicklung eines
kulturellen Paradigmenwechsels beitragen. „Theater als Profession, die nur wenige ausüben täuscht. Theater ist eine Berufung aller Menschen, es ist die wahre Natur der Menschheit“ Augusto Boal (1)
Man sagt, die Schauspielschule
ist ein Ort, wo erforscht wird, was der Mensch ist und was er darüber
hinaus noch alles sein könnte. An Schauspielschulen wird Wissen vermittelt,
dessen Basis-Kenntnis über den Menschen und menschliche Kommunikation
eigentlich Grundschulwissen sein sollte. Nicht nur für die Theaterbühne,
sondern auch für die Lebensbühne. Vieles ist auf beiden Bühnen
identisch und nutzbar. Ziel ist die emotionale Flexibilität
und Ausdrucksfähigkeit des Körpers. Dies wird erreicht durch
den Abbau der Panzerungen, die durch Erziehung und Gesellschaft entstanden
sind. Der Schauspielunterricht soll einen Menschen in die richtige "Gestimmtheit"
bringen, man kann dies mit einem Musikinstrument vergleichen. Zum Beispiel
mit einer Gitarre lassen sich nur dann alle Musikstücke richtig spielen,
wenn die Saiten der Gitarre im richtigen Verhältnis zueinander gestimmt
sind. So verhält es sich auch bei Haltung, Stimme, Gestik, Aufmerksamkeit,
Rhetorik, Habitus, Präsenz... des Menschen. All das ist bei jedem
von uns mehr oder weniger gut durch die eigene Geschichte entstanden und
sollte einmal im Leben bewusst geprüft und nötigenfalls nachgestimmt
werden. Die mächtigste Kraft, deren Beherrschung der Schauspieler lernt, ist der Glaube an die Realität und den heiligen Ernst des eigenen Spiels. Der Schauspieler lernt tatsächlich, den eigenen Glauben selbst lenken zu können. Diese Fähigkeit ist der zentrale Punkt jeder ernsthaften Schauspielkunst. Dies funktioniert über die willentliche Lenkung der Imaginations- und Projektionsfähigkeit des menschlichen Gehirns und die bewusste Steuerung der eigenen Aufmerksamkeit. Das kann durch Training erlernt werden. Durch Schauspielunterricht wird man sich der Macht seiner eigenen Projektionsfähigkeit tatsächlich bewusst. Wichtig hierbei ist die innere Bewertung, ob etwas wahr ist. Der Schauspieler bewertet etwas willentlich während des Spiels als Wahrheit. Viele würden kaum glauben, wie weit die Projektionsfähigkeit geht, und wie sehr sich die eigenen Gefühle von Projektionen und den dazu passenden Handlungen beeinflussen lassen. Fantasie wird so zur Realität. Das funktioniert nicht nur bei Kindern. Durch den Glauben, der sich durch die Rückkopplung in der Gruppe nochmals verstärkt, werden Erlebnisse, Rollen und Szenen während des Spiels als real wahrgenommen. Ganz besonders verstärkt sich die Realitätswahrnehmung des Schauspielers, wenn er kein festgeschriebenes Theaterstück spielt, sondern wenn er ein vorgegebenes Anfangsszenario frei improvisierend (1) weiterspielt. Vielen Leuten ist gar nicht bekannt, dass Schauspieler dies in ihrer Ausbildung oft tun. Viele Leute denken, dass Schauspieler nur festgeschriebene Rollen und Stücke spielen. Im Schauspiel herrschen die Menschen über die Rollen - In der Realität herrschen die Rollen über die Menschen! Der geübte Schauspieler denkt wie die Rolle, er fühlt wie die Rolle, er verhält sich wie die Rolle, und er bekommt von den Mitspielern die Resonanz zu dieser Rolle. (Gilt all das nicht genauso für unsere Ego-Rolle in der Realität?) Wenn hier auch noch durch das Element der Improvisation das feste Script und Drehbuch überwunden wird, dann gibt es nur noch eines, was das Tun des Schauspielers von der Realität trennt. Das ist unsere gemeinsame Definition und Regel, die da behauptet: "Das auf der Theaterbühne ist nur Spiel und das jenseits der Theaterbühne ist real". Doch diese Abmachung ist willkürlich, was durch den Radikalen Konstruktivismus (1) deutlich wird, und durch "den Klassiker": "Film-Liebespaar verliebt sich zuerst laut Drehbuch und dann wirklich". Es gibt vor allem bei Jugendlichen ein sehr großes Interesse an Schauspiel, weil es kaum etwas gibt, was im menschlichen Leben mehr Spaß macht, wenn man es aktiv betreibt. Man kann Schauspiel auch als "Abenteuerland"(1) für Erwachsene betrachten. Auch deshalb ist es eine Schande, dass nur ca. ein Prozent der Leute, die sich an Schauspielschulen bewerben aufgenommen werden. Schauspielschulen und Schauspielgruppen gehören in jedes Dorf und in jeden Häuserblock unserer anonymen Städte! Schauspiel und die spielerischen Erfahrungen, die für jeden machbar sind, könnte ein Kitt sein, der die Gesellschaft aus der Spaltung, mit der Macht des Spiels und der Empathie, zurückholt und wieder zusammenführt. Sehr wichtig dabei ist die Entspannungstechnik, die Macht der Fantasie und vor allem die Erfahrungen in anderen Rollen und aus anderen Perspektiven. Schauspiel fördert Humor, untergräbt den tierischen Ernst und hat Konfliktlösungspotenzial. Schauspiel sollte heraus aus der elitären Ecke und gehört ins Zentrum des sozialen Lebens und es sollte keine Altersbegrenzung geben. „Das
Theater ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit
heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben,
um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen“ Es besteht die Möglichkeit mit ähnlichen Techniken, mit denen im Theater eine Rolle entsteht, Wunschrollen für das eigene Leben zu realisieren und zu verankern, indem zugehörige Schlüsselerlebnisse gemeinsam szenisch inszeniert und erlebt werden. Schlüsselerlebnisse sind unvergesslich und äußerst wichtig, sowohl für den Schauspieler der eine Rolle erarbeitet, als auch für den gewöhnlichen Menschen, der z. B. eine neue Richtung einschlagen will. Schlüsselerlebnisse sind wie offene Tore zu neuen Bereichen und haben auch in der Realität oft unser Leben geprägt. Wir benötigen hier eine Theatersoziologie und eine neue Verbindung von Theater zu Schule, Aufklärung und Philosophie. Das "freie Schauspiel" ist übrigens nur Leuten möglich, für deren Grundbedürfnisse gesorgt ist. Wer ums tägliche Brot "mit dem Messer" kämpfen muss, für den versperrt dieser Ernst der Lage den Zugang zum Spiel. "Eine Pflanze kann nur dann eine Blüte ausbilden, wenn die Grundversorgung gesichert ist." Auf der Improvisations-Bühne
des Schauspielunterrichts herrschen andere Regeln als im normalen Leben.
Schauspieler sind manchmal nach einer gut gelungenen Improvisation überwältigt von dem Spielerlebnis, das sich ernst, wahr und gewaltig angefühlt hat und auch von der "besonderen Magie", dass unsere Toten hier mit einem Lächeln wieder aufstehen. Es ist ein seltsames Gefühl nach so einer Aufführung zu ahnen, dass anderswo auf der Welt diese Rolle, dieser eben erlebte Spirit wirklich ernst und bis zuletzt ausgelebt wird und dort tatsächlich z. B. zum realen Tod eines Menschen führt. Welch ein Unterschied der Regeln. Auf einer kleinen "ästhetischen Insel", die man Bühne nennt, herrscht bei einer Gruppe von Menschen, während einer "Lebenssimulation", die gemeinsame Regel des Spiels. Auf der anderen Seite und auf dem gleichen Planeten stehen immer noch, gefangen im tierischen Ernst, "Neandertaler", die ins Fleisch eines Mitmenschen stechen, weil die Regeln ihrer Normalwelt trotz Polizei und alledem nicht das Potenzial haben dies real zu verhindern. „Der Mensch
ist umso mehr Schauspieler, je zivilisierter er ist“ Man kann nicht hinter jeden Menschen einen Polizisten stellen, und hinter jeden Polizisten einen zweiten Polizisten, aber man könnte die gemeinsamen Spielregeln in Richtung Schauspiel ändern, damit dies unnötig wird. Noch nie wurden solche Ideen interdisziplinär und wissenschaftlich erforscht. Nur in der Form des Spiels kann der Mensch die Konflikte, mit denen er leben muss, ohne Schaden ausleben. (1) Schauspiel als eine spezielle Art des menschlichen Lebens, gebiert einen der spielt (Spielrolle/Alter Ego/Avatar), und einen der das Gespielte beobachtet und stoppen oder lenken kann (das Spielbewusstsein/das Bewusstsein der Eingriffsmöglichkeit), beides oft gleichzeitig in einer Person. Dieses "Doppelte Ich" erweitert die Möglichkeiten der Realitätsgestaltung fundamental und bietet den nötigen Schutz fürs Spiel. Dieses "Doppelte Ich" deren besondere Hälfte man auch "kollektives Spielbewusstsein" oder "mentale, jederzeit zuschaltbare gemeinsame Regieinstanz" nennen könnte, ist während eines improvisierten Schauspiels sowohl den Spielern als auch den Zuschauern bewusst und setzt die Spielrealität in einen Rahmen, der sie kontrolliert aber gleichzeitig befreit. Dieser Zustand ist etwas ganz Besonderes, man muss das erleben. Bitte nicht verwechseln mit dem normalen Improvisationstheater/Theatersport, dort gibt es das zwar auch, aber nur in einer flüchtigeren, kürzeren und oberflächlicheren Form. Im (qualitativ
guten) Schauspielunterricht, bei den sogenannten "Improvisationsübungen
nach Stanislawski", (1)
gibt es heute (anders als in der „Realität“) die erlebbare
und funktionierende Instanz der „Kollektiven Regie“. Diese
erweitert die eine existierende Realität um die Dimension der Tausenden
virtuellen Möglichkeiten und kann diese jederzeit realisieren.
Augusto Boal nennt das so: "Theater definiert sich als die gleichzeitige
Existenz - im gleichen Raum - von Schauspielern und Zuschauern. Jeder
Mensch ist dazu fähig, die Situation und gleichzeitig sich selbst
in der Situation wahrzunehmen." Das Wichtige, worum es uns geht,
ist, dass im "Schauspiel-Realitätsspiel" der Beobachter
nicht passiv bleibt, sondern eingreift, und selbst steuert. Hier besteht
ein Zusammenhang mit manchen Aussagen aus dem Zen-Buddhismus und mit dem
Phänomen des Klartraums,
in dem sich der Träumende bewusst ist, dass er gerade träumt.
Dadurch wird ein Traum frei und mit eigenen Wünschen konstruierbar. Hierzu
ein Beispiel einer kollektiven Befreiungsübung aus Keith Johnstones
Buch "Theaterspiele": Die "Gruppen-Ja"
Übung. ........................................................... Der Einzug des Wortes „Regie“ in die Kunstform des Theaters ist eine Neuheit des 20. Jahrhunderts. Regie - verstanden als künstlerisches Zentrum einer Inszenierung, das heute normale Regietheater und der Begriff des Regisseurs sind kaum älter als das Kino. Erst die Schauspielkunst des letzten
Jahrhunderts hat uns z.B. durch das Strasberg-
und das Stanislawski-
System die Fähigkeit gebracht, dass ein Schauspieler es lernt, seine
Vorstellungskraft (und sein Inneres) zu beherrschen! Diese Fähigkeit
verdanken wir nicht nur Stanislawski, sondern der Moderne überhaupt
und unserem Wissen um Psychologie, Konditionierungsprozesse, die Rolle
und Gewohnheiten in unserem Leben spielen. Wir verstehen heute Dinge,
die in unserem Inneren vorgehen, auch unbewusste. Gutes Schauspiel ist real und echt! Folgendes von dem Schauspiellehrer Michael Shurtleff: (1) „Ich kann noch so oft betonen, dass Spiel und Rollenspiel echt sind. Sogar Schauspieler lassen sich oft in ihrem Glauben kaum beirren, dass es sich dabei um Täuschung, Verstellung, Unechtes, Unaufrichtiges handelt. Wenn wir ein Spiel machen, ist das echt; wenn wir verschiedene Rollen annehmen, ist das ein ernst gemeintes Verhalten. Denn es ist eine Möglichkeit, in die Wirklichkeit einzugreifen, nicht sie zu vermeiden.“ Der Schauspiellehrer Sanford_Meisner sprach in diesem Zusammenhang vom: "wahrhaften Leben unter imaginären Umständen". Ein guter Schauspieler spielt nicht nur eine Rolle, sondern er "ist" die gespielte Person. Die Philosophie des Radikalen Konstruktivismus, Paul Watzlawick, Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld beweisen in ihren Schriften, dass unsere kommunikative Wirklichkeit in hohem Maße eine Realität ist, der ein innerer Kern von Wahrheit fehlt. Damit wird der Blick frei, die Realität als „Traumspiel“, "Kollektivhypnose" oder Schauspiel zu erkennen. Aus der Perspektive des Radikalen Konstruktivismus und der Schauspielkunst betrachtet führt die konstruktivistische Erkenntnis, dass soziale Realität relativ ist, zu einem Umkehrschluss bezüglich Schauspiel und Realität: Wenn Realität offensichtlich eine gemeinsame Konstruktion und damit eine Form von Schauspiel ist, dann ist auch Schauspiel Realität! Entweder beides ist nicht echt oder beides ist echt! Es wäre wünschenswert, wenn Schauspieler generell den Radikalen Konstruktivismus als philosophischen Hintergrund ihres Arbeitsgebietes kennen würden. Dieses Wissen finden wir bisher leider auch bei Schauspielern ähnlich selten wie beim Rest der Bevölkerung. Deshalb stellen auch die meisten Arbeiter der „Traumfabrik“ das Dogma der Identitätsorientierung am anerzogenen Ich nicht infrage. Analog zu
Einsteins lange bekannter Erkenntnis der Relativität in der Physik,
wird hier nun auch die Relativität unserer psychischen und sozialen
Welt erkennbar. Wir könnten also genau so gut ein völlig
anderes Welt- und Selbstbild, gemeinsam kreativ konstruieren. Obwohl dies
zwar zum Bisherigen im Widerspruch stünde, wäre es trotzdem
in sich stimmig und damit genau so logisch, echt und real. Die beste Art der Kommunikation ist das Spiel und die beste Art des Spiels für den Menschen ist das Schauspiel. Der Sinn des Lebens ist das Spiel, weil das Weltall selbst ein gigantisches Spiel ist. Das Weltbild und Sozialmodell
unserer Ellenbogengesellschaft, das seit dem Fall des Eisernen Vorhangs
seine Vorbildfunktion zunehmend einbüßt und zu ungezügelter
Egozentrik tendiert, bedarf gerade heute einer Reformation und einer praktischen,
wissenschaftlichen Forschung nach neuen sozialen Lösungen. Die Spielfilme "Die Welle" und „Das Experiment“ Viele kennen den Kinofilm "Die Welle" (D 2008 mit Jürgen Vogel) basierend auf dem US-Sozialexperiment von 1967 "The Third Wave" und manche kennen den Film „Das_Experiment“ (D 2001 von Oliver Hirschbiegel), der sich auf eine wahre konstruktivistische Studie der amerikanischen Stanford Universität von 1971 bezieht. Das "Stanford-Prison-Experiment" - ein Gefängnisszenario mit zufällig als Wärter und Häftling ausgewählten Teilnehmern. Beide Experimente, die einige Tage dauerten, zeigen auf erstaunliche Weise das Abgleiten von Spiel zu Realität. Beide Experimente zeigten ein Szenario, das immer realer wurde je länger es gespielt und improvisiert wurde. Diese Filme und Experimente zeigen: Mauern zwischen kollektiver Fiktion und der Realität sind imaginär, deshalb hat es diesbezügliche Grenzüberschreitungen schon immer gegeben, weil die Realität selbst weitgehend eine kollektive Fiktion ist. Der "Vater" des Stanford-Prison-Experiment,
Philip Zimbardo, schrieb 2008 im Buch „Der Luzifer-Effekt“
(1),
dass die Ursache des Bösen in der Situation und nicht in der Persönlichkeitsstörung
des Einzelnen liegt: „Nicht die Äpfel sind faul, sondern das
Feld.“ Sein „Modell der situativen Dynamik“ beweist,
dass jeder Mensch zu Untaten fähig ist (1),
wenn entsprechende Umstände vorliegen. (Auch das Milgram-Experiment
(1)
hat dies gezeigt.) Das Stanford-Prison-Experiment und "The Third Wave" wählten eine negative Ausgangssituation bzw. ein negatives Szenario. Ein ähnliches Projekt mit umgekehrtem, also denkbarst positivem Szenario und Startvorgabe wurde nie initiiert und erforscht! Wir geben lieber weltweit 3 Milliarden € täglich für Rüstung aus, anstatt ein Hundertstel dieses Betrags für praktische Friedensforschung und Lösungskonzepte gegen das globale Angst/Gewalt Problem zu investieren. Das Stanford-Prison-Experiment wurde sozusagen vom eigenen erstaunlichen Erfolg erschlagen, denn seitdem hat sich keiner mehr an ein solches Experiment gewagt. Dabei wäre es nicht sehr schwer, hier einen Rahmen der Sicherheit einzusetzen. Im RealTheater Projekt sind diese Sicherungen durch den Rahmen der Grundregeln, die eingeübt werden, vorhanden. Wenn jemand heute sagt, er möchte ein Forschungsprojekt mit einer "Paradies-Simulation" erstellen, dann ist es nicht einfach Gelder zu bekommen, wenn man aber Geld für den nächsten Krieg fordert, weil man sozusagen eine "Hölle-Simulation" realisieren will, dann fließen Milliarden. Dies ist lachhaft! Nicht nur der genetische Code, sondern auch der "sozial-psychologische Code" unserer Realität liegt heute erkennbar und damit veränderbar vor uns. Dadurch lässt sich Realität (Selbstbild, Weltbild, System) unter bestimmten Umständen und Spielregeln ähnlich, wie ein (fortlaufendes) Theaterstück inszenieren. Diese faszinierende Möglichkeit der sozialen Grundlagenforschung und Gestaltung sollte endlich in der wissenschaftlichen Praxis geprüft werden. Dazu soll das Pilotprojekt RealTheater dienen. Außer Geld sind heute bereits alle nötigen Teile vorhanden, diese nichtkausalen Szenarien und Realitäten zu erschaffen. Wir müssen nur die bekannten Teile zusammenfügen. Die Zeit ist reif um mit praktischen „RealTheater“-Projekten zu beginnen, um denkbare, auch gewagte, bisher unerforschte Best-Case-Szenarien den Quantensprung von Experiment und Spiel, zur Realität und Wirklichkeit zu ermöglichen. In einer Arte-Dokumentation über Kate Bush von Claire Laborey sagte der Sänger Jaz Coleman: "Es gibt den Ausdruck: Das Leben folgt der Kunst. Das bedeutet, wenn wir in der Musik oder in der Kunst allgemein über die Zukunft schreiben, veranschaulichen wir sie und machen das, was Quantenphysiker als das Erschaffen einer Realität bezeichnen, einer möglichen Zeitschiene. Diese Macht hat die Kunst. Wir können unser Leben dadurch verwandeln. Wenn wir etwas veranschaulichen, es in einem Kunstwerk verarbeiten und so vorhersagen, wird es wahr. Das ist Magie." Es wäre töricht, wenn sich die Menschheit nur auf ein einzelnes System verlassen würde. Vielfalt siegt - das gilt in der Natur und in der Technik genauso, wie im sozial-philosophischen Bereich. Die Welt-Geschichte ist wie eine
Kette. Diese affige Kette soll lachend zerbröseln. Denn die Lage
ist bezüglich des Gewaltproblems unserer Spezies fast hoffnungslos
– aber! sie ist nicht ernst! Der Ernst ist die Achillessehne! Heute
ist unsere Technik weit genug um alle Grundbedürfnisse aller Menschen
zu befriedigen. Die Lage nur noch deshalb ernst, weil wir offensichtlich
zu dumm zur Verteilung sind und deshalb mit uns selbst kämpfen. Wenn
unsere Spezies wollte, dann könnte das Zeitalter des gemeinsamen
Spieles in vielleicht schon 10 Jahren beginnen. Die Großserienproduktion
von Robotern beginnt übrigens ebenfalls in den nächsten Jahren
und unsere heutigen Politclowns wollen diese Roboter in großer Zahl
für den Krieg, statt für den Frieden und die Entlastung der
Menschheit vor stupider Arbeit nutzen. :-)) Wenn man konstruierte Szenarien über längere Zeit (Tage/Wochen/Monate) lebt, dann werden sie echt! Darin liegt eine neue Kraft zur Veränderung bisheriger gesellschaftlicher Realität. Diese Webseite will abweichende
Meinungen die dem Meinungsmonopol des Mainstreams entgegenstehen publizieren.
Es geht darum, einen Appell zur Mitarbeit zu starten, um diesbezügliche
Projekte zu konkretisieren und zu verwirklichen. Es gibt Erfahrungen, die man
als normaler Erwachsener, angeleitet durch einen guten Regisseur oder
Schauspiellehrer selbst erleben muss, um zu erkennen und selbst zu fühlen,
um was es geht. Nur die selbst erlebte Erfahrung zählt! Wir Menschen
werden geprägt durch unsere Erlebnisse. Wir lernen wir zwar den Umgang
mit den Naturgesetzen in der Schule, nicht aber den Umgang mit den Gesetzen
unseres eigenen Körpers und der Psyche. Wir lernen bisher nicht die
Grundlagen des Denkens, Fühlens und der Aufmerksamkeit und Imaginationsfähigkeit.
Schauspiel ist die Kunst mit echten Identitäten (Rollen, “Geist“, „Spirits“, Ichs) zu arbeiten und diese im eigenen Körper zum Leben zu erwecken (zur Beherrschung ist Training nötig, das bei guter Schulung in relativ kurzer Zeit erlangt werden kann). Besonders interessant wäre es, mit solch selbst gewählten „Spirits“ die eigene Ego-Rolle (Selbstbild/Weltbild) zu überlagern oder zu untergraben, von der wir möglicherweise alle statisch besessen sind. So wäre es möglich das Ego-Ich wie einen Mantel nach Wunsch zu wechseln. Wenn das soziale Umfeld dabei gleichzeitig mitspielt, klappt dies (wie im Theater) perfekt. Jede Rolle muss natürlich erarbeitet werden, da niemand konkret spielen kann, was man sich nicht vorstellen kann (dies dauert bei guter Anleitung und dem realen Erleben der Schlüsselerlebnisse der jeweiligen Rolle und entsprechender Resonanz mit anderen in dieser Rolle, wenige Wochen). Bei körperlich stark verspannten Menschen muss allerdings die (oft muskuläre und psychische) Verspannung erst abgebaut werden, um jede Rolle spielen zu können.
Der Theaterpädagoge Tschechow schrieb: Die gespielten Rollen gewinnen Eigenexistenz und nehmen von innen heraus Besitz von den Spielern. So sind es nicht mehr die Spielenden, die sich der Rolle annähern, sondern die Rollengestalten kommen auf die Darstellenden zu. (Ich denke das ist beidseitig) Wikipedia: "Die Russischen Akademie für Theaterkunst in Moskau vertritt aktuell die Lehrmeinung, dass das "Ich" des Schauspielers eine Art spielerisches Kind sei, ein "künstlerisches Ich", welches sich unabhängig vom "privaten Ich" des Schauspielers in die verschiedenen Umstände hineinversetzt". (1) Wäre ein spielerisches und künstlerisches Ich nicht viel besser als das heute übliche egozentrische und (subtil) gewalttätige Ich? Die Welt ist Welttheater!
Es geht in dieser Denkweise nicht mehr nur um das wie bisher natürlich und historisch gewachsene (Ego-) Ich, sondern um ein erweiterbares und künstlerisches Ich, das ein kreatives und veränderbares Produkt derjenigen ist, die dieses Ich und dessen Umfeld selbstbestimmt konstruieren. Auch James Cameron und sein Film: "Avatar" hat diese Möglichkeit beschrieben, in einen "Spielkörper" einzusteigen. Diese neue Art Freiheit, die wir durch unser heutiges vorhandenes Wissen ermöglichen (Gehirnforschung, Radikaler Konstruktivismus, Psychologie, Theaterpädagogik etc.), würde dem Aufwachen aus einem Traumspiel entsprechen, oder dem "Ausstieg der linearen Rollen aus einem festgeschriebenem Film". Ähnlich wie in der Schlüsselszene des Films "The-Purple-Rose-of-Cairo". Die Konsequenz daraus führt zu dem Experiment: "Projekt RealTheater".
© Neo von Terra alias
Hans Mack (1)
2018
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